Weihnachtssegen

Haben Sie schon jemandem, der in Not ist ganz überraschend eine Freude bereitet? Mein Vater hat es immer wieder getan und wir haben das als Familie beibehalten. Aber es gab immer wieder Zeiten, in denen es auch uns schlecht ging und wir dann völlig überraschend Zuwendungen erhielten.

Es war ein besonders schlimmes Jahr. Mein Mann war in Pension gegangen. Bis zur Durchrechnung seines Pensionsanspruches, hatte sich sein Einkommen um zwei Drittel verringert. Durch den vorangegangenen strengen Winter und unsere unzureichende Zentralheizung, mussten wir elektrisch dazuheizen. Die Stromkosten waren gestiegen. Als im November die Stromabrechnung kam hatten wir eine saftige Nachzahlung. Zum ersten Mal reichte mein Weihnachtsgeld nicht mehr dafür aus. Weihnachten war für uns finanziell im November schon gelaufen. Bereits im Herbst hatte mein Mann mir gesagt, dass ich mit dem Weihnachtsgeld nichts planen sollte. Ich tat es trotzdem.

Ich wollte einen neuen E-Herd. Beim Aufbau unserer neuen Küche, die wir geschenkt bekommen hatten, war der Hammer auf das Ceranfeld gefallen. Die Glasplatte hatte einen Sprung abbekommen. Zudem überdrehte meine Mutter unabsichtlich den Thermostat des Herdes, wodurch backen nicht mehr möglich war. Daher; schon letztes Weihnachtsfest hatte es weder Kekse noch einen Truthahn gegeben. Einen einzigen Wunsch hatte ich: „Otto! Ich brauche dringend einen neuen Herd“ „Man kann nicht immer alles gleich haben“ meinte mein Mann lakonisch.

Das traf mich tief. Ich weinte still in mich hinein. „Was heißt gleich“ dachte ich. „Mehr als ein Jahr warte ich schon darauf.“ Aber nun hatte ich die Gewissheit, dass es auch in diesem Jahr keinen neuen Herd geben würde und auch keine Weihnachtskekse. Mit Daniel hatte ich im Internet einen gebrauchten Herd gesucht und auch gefunden, aber dann war unser Internet funktionsunfähig. Otto und ich, computertechnisch unkundig, mussten warten, bis unser Sohn Weihnachten zu besuch kam, um es wieder in Gang zu bringen.

Unsere Kinder waren groß und verständig genug um uns keine Vorwürfe zu machen. Sie kannten unsere Situation und liebten uns auch ohne Geschenke. An meinem letzten freien Tag vor Weihnachten erhielten wir einen seltsamen Anruf. Jemand forderte uns auf, den großen Karton, der auf der Straße vor unserem Tor stand, herein zu holen. Wir konnten es kaum fassen. Ein großer Umzugskarton angefüllt mit Köstlichkeiten, die wir uns selbst nie geleistet hätten, stand vor uns. Vor Staunen blieb uns beiden der Mund offen. Der Geist der Weihnacht, der jemand anderem das Herz erfüllt hatte, war uns zum Segen geworden.

Was ich damals nicht wusste: Mein Mann hatte den Herd bereits bestellt. Dieser wurde zu seiner Enttäuschung und meiner Überraschung erst im Jänner geliefert. Als nach den Feiertagen das Internet wieder funktionierte, erfuhren wir, dass wir einen E – Herd ersteigert hatten. Davon wurde mein Mann überrascht. An meinem Geburtstag im Jänner installierten Otto und Daniel zwei E-Herde in der Küche. Oh du fröhliche!!

Doris Pikal