Weihnachtsgeschichte 2012

Millionengeschenke

Vor kurzem habe ich beim Umräumen im  Schreibkasten eine kleine Schachtel gefunden. Sie sah aus wie eine Schmuckschatulle. Wer hatte sie hier aufbewahrt? Hatte ich sie übersehen? Gehörte sie überhaupt mir? Was wohl drinnen ist, fragte ich mich und öffnete sie erwartungsvoll.

Das kleine, mit weißer Seide ausgeschlagene Behältnis enthielt eine kleine laminierte weiße Karte. Ich musste lächeln. Ach ja, damals, erinnerte ich mich. Als ich sie zu Weihnachten mit großer Erwartung aufgemacht hatte, dachte ich, dass ein Schmuckstück drinnen sein wird. Stattdessen enthielt sie nur „ein Stück Papier“.  Ich las was draufstand.

„Lebenslanger Support am Computer für Doris Pikal und ihren Anhang“

Vor Zeiten, als ich begonnen hatte meine Werke am Computer zu schreiben, hatte ich ihn benützt wie früher meine Schreibmaschine. Mir gefielen die Vorteile, dass ich Texte verschieben, umformulieren oder löschen konnte, ohne immer alles neu schreiben zu müssen.  Es gab aber auch Nachteile, und damit kam ich nicht zurecht.  Ohne für mich erkenntlichen Grund war plötzlich der Zeilenabstand doppelt, er schrieb nur mehr Großbuchstaben oder alles was ich geschrieben hatte war weg. Dann saß ich und rief „Hilfeeee! Danieeeel!“  Manches Mal konnte mir mein Mann helfen, jedoch nicht immer.

Für meinen Sohn war das kein Problem. Er hatte Informatik studiert und es war ein leichtes für ihn meine Fehler zu beheben. Er schenkte mir eine Gutschrift, mit der er mir seine Unterstützung am Computer für den Rest meines Lebens versicherte. Welch tolles Geschenk und hat nicht wirklich etwas gekostet.

Nun, ein paar Jahre später hatte ich darauf vergessen und  war ich wieder auf die Schachtel hereingefallen, aber als ich diesmal den Gutschein in den Händen hielt, betrachtete ich ihn mit anderen Augen. Ich hatte seinen Wert kennengelernt.

Mittlerweile ist Daniel zu uns nach Seebenstein gezogen und ist, wenn er nicht gerade seiner Arbeit nachgeht, fast jederzeit verfügbar.

So oft ich ihn auch brauchte, nie beklagte er sich. Wenn ich ihn um etwas bat, er machte es ohne zu murren. Voriges Jahr zu Weihnachten schenkte er mir eine neue Homepage. Das war sein erweitertes Service beim Computersupport.

Wir bestimmen wie viel etwas wert ist, das wir geschenkt bekommen. Manches Geschenk wissen wir es erst dann  zu schätzen, wenn wir sehen, was andere Leute dafür ausgeben müssen. Ich dachte dabei an Persönlichkeiten, die mit den Kosten für die Gestaltung ihrer neuen Homepage ins Kritikfeuer gerieten.

Mit allem worin mein Sohn mich am Computer unterstützt wird die Karte wertvoller und wenn ich an all die Male denke, die ich ihn noch brauchen werde, ist sie ein „Millionengeschenk“!

 

Doris Pikal